Es sind mehr als 600 Inhaltsstoffe in Cannabis enthalten, die bis heute bekannt sind, davon über 200 Terpene, über 100 Cannabinoide, 50 Hydrocarbone und über 200 sonstige biochemische Verbindungen wie zum Beispiel die Cannaflavine. Sämtliche Inhaltsstoffe der verschiedenen Cannabissorten haben jeweils ihre eigene pharmakologische Wirkung. Sie ergänzen, verstärken oder hemmen einander, was in der Cannabisszene oft als Entourage-Effekt bezeichnet wird. Je nach Sorte sowie Anbaubedingungen, Wachstumsphase, Erntezeitpunkt und Extraktionsmethoden liegen diese Inhaltsstoffe in unterschiedlichen Mengenverhältnissen vor und haben dementsprechend unterschiedliche medizinisch nutzbare Wirkungsweisen.
Die beim natürlichen Cannabis, verglichen mit synthetischen Cannabis-Arzneimitteln, relativ geringe Konzentration der Bestandteile und der synergistischen Wirkung der einzelnen Bestandteile birgt fast keine Nebenwirkungen mit sich! Bis in das frühe 20. Jahrhundert war Cannabis Sativa L. (besonders in seiner Wuchsform als indischer Hanf, also Cannabis “Indica”) eine der am häufigsten genutzten Heilpflanze dieser Welt. Westliche Apotheken verkauften Alkoholextrakte, in denen der Wirkstoff der Blüten gelöst war, und diese wurde gegen alle möglichen Krankheiten eingesetzt. Diese Tinktur war nicht verschreibungspflichtig und konnte, wie heute Aspirin, einfach von jedermann gekauft werden. Zu dieser Zeit wurden auch bereits erste klinisch Versuche mit dieser Cannabismedizin durchgeführt, so hat beispielsweise 1830 ein irischer Arzt seine Tinktur erfolgreich an Tieren und dann an Menschen getestet, um Symptome wie Migräne, Schlafprobleme, Muskelspasmen und Bauchkrämpfe zu lindern.
Die Cannabinoide sind das, was der Pflanze ihren schlechten Ruf gegeben hat, speziell das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol, kurz THC genannt. Denn dieses verursacht einen Rausch, den viele Regierungen der Welt erfolglos auslöschen wollen. Doch THC ist, wie die meisten anderen Cannabinoide auch, vor allein eines: natürliche Medizin.
THC – der psychoaktive High-macher
THC ist eine psychoaktive Substanz und zählt zu den Cannabinoiden und wurde 1964 erstmals isoliert. Es handelt sich dabei um den Wirkstoff in Cannabis, der beim Konsum zu dem beliebten “High” führt. THC wirkt über das körpereigene Endocannabinoidsystem auf den Körper ein. Jedes Säugetier besitzt ein Endocannabinoidsystem. Die meisten Tiere bis auf Insekten haben daher, genau wie wir, ein solches System, das uns auf Cannabis reagieren lässt. Das Endocannabinoid-System ist ein Teil des Nervensystems und umfasst die Cannabinoid-Rezeptoren CB₁ und CB₂, die überall auf und in unserem Körper liegen. Beim Konsum von Cannabis wirken die Cannabinoide auf diese Rezeptoren und lösen dadurch eine Kettenreaktion in unserem Körper aus. Es wird vermutet, dass der CB2-Rezeptor eine wichtige Rolle in der Regulation bzw. Modulation des Immunsystems spielt.
In der Cannabispflanze kommt THC übrigens in nicht-berauschender Form als Säure vor. Auf der Cannabispflanze befinden sich kleine Harztropfen, in denen die Cannabinoide in hoher Konzentration heranreifen und in dem sich auch THC in Form von THC-a befindet. Beim Erhitzen wird THC-a zu THC umgewandelt und führt damit zum Rausch. Rohes Cannabis macht also nicht high! Generell ist THC vielversprechend bei der Behandlung von vielen schwerwiegenden Krankheiten wie beispielsweise MS, Krebs und Aids. Es dient hier lediglich zur Symptombekämpfung, wie etwa zur Reduktion von Spasmen, Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, kann die Krankheit also leider nicht heilen. Doch die Einnahme von THC in Form von Blüten oder als THC-haltige Medikamenten hilft den Betroffenen oft bei der Bewältigung der Krankheit im Alltag.
CBD- der “unlustige” Bruder von THC
Das Cannabinoid Cannabidiol, kurz auch CBD genannt, ist der “nicht-psychoaktive” Wirkstoff in Cannabis, der neben THC in der Pflanze am konzentriertesten vorkommt. Zumindest wird CBD beinahe überall so beschrieben, aber wenn man es ganz genau nimmt, dann ist auch CBD psychoaktiv. Laut der Definition bedeutet “psychoaktiv”, dass ein Wirkstoff die menschliche Psyche beeinflusst. Koffein ist ebenfalls psychoaktiv, und ist in der Art der Wirkung mit CBD vergleichbar, wenn auch CBD entspannend und Koffein aufputschend ist. Momentan hat CBD gerade seinen Siegeszug und man liest, hört und sieht beinahe überall etwas darüber.
Aber auch neben dem Hype ist CBD ein sehr interessanter Wirkstoff, der vor allem in Nutzhanfsorten vorkommt, die wenig THC enthalten. Es hat entzündungshemmende Eigenschaften, hilft dem Körper beim Entspannen und wird von Konsumenten daher vor allem gegen Übelkeit, Schmerzen sowie Stress eingenommen. Es ist frei am Markt erhältlich und kann in Form von CBD-Tropfen, in denen der Wirkstoff in Öl gelöst ist, Kapseln oder aber auch in der natürlichen Blütenform eingenommen werden, auch wenn die Verpackungen der Produkte oft darauf hinweisen, das die Produkte “nicht zur Einnahme empfohlen sind”. Grund dafür sind die geltenden Gesetze in den Ländern, nicht eine Schädlichkeit von CBD auf den Körper. Im Gegenteil, CBD ist sehr gut verträglich und wirkt bei allen Säugetieren, weshalb CBD auch immer beliebter bei Besitzern von Tieren wird, die ihren Vierbeinern etwas Gutes tun wollen.
Dank den vielen Shops, in denen man CBD kaufen kann, gibt es Dutzenden Erfahrungsberichte von Konsumentinnen und Konsumenten, die CBD gegen ihre Leiden einsetzen, obwohl der Wirkstoff Cannabidiol gesetzlich nicht als Arzneimittel zugelassen ist und nicht als Medizin verkauft werden darf. Wir empfehlen bei Interesse die Patientenvereinigung ARGE CANNA, die sich seit Jahren mir am Markt erhältlichen CBD-Produkten auseinandersetzt und diese auf den Prüfstand nimmt.
Das Endocannabinoidsystem
Die Heilpflanze Cannabis Sativa L. enthält wie bereits erwähnt auch mehr als 100 bekannte Wirkstoffe namens “Cannabinoide”, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass Cannabis in der Medizin wirksam eingesetzt werden kann. Wenn man beobachtet, wie diese Wirkstoffe auf den menschlichen Körper wirken, dann stellt man fest, dass sie über ein körpereigenes System auf unseren Körper Einfluss nehmen. Dieses System nennt man Endocannabinoidsystem und es ist verantwortlich für das Gleichgewicht zwischen den anderen Systemen in unserem Körper. Es ist perfekt auf Cannabinoide ausgelegt, was der Grund ist, warum diese auf uns Säugetiere so gut wirken. Im Körper gibt es Dutzende Rezeptoren, die sogenannten Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2, die auf der Haut und inneren Organen liegen und an denen die Cannabinoide andocken können. Es ist der Grund, warum Cannabis für uns Menschen als Medizin verwendet werden kann und teils erfolgreich beim Kampf gegen schwere Krankheiten ist.
Die beste Medizin: Cannabis Flos – die Cannabisblüte
Extrakt, Konzentrat, Tinktur, Monosubstanz, Vollspektrum-Präparat… Cannabis als Medizin hat viele Namen. Nicht immer ist es gleich ersichtlich, welcher Wirkstoff in was enthalten ist und welches Produkt wo/wie hilft. Fakt ist jedoch: All diese Produkte entstehen aus Cannabisblüten, die in der ein oder anderen Form weiterverarbeitet wurden.
Cannabis Flos ist einfach der lateinische und medizinisch korrekte Name für die Blüten der Cannabispflanze. In einigen Teilen der Welt ist es bereits möglich, Cannabisblüten aus der Apotheke zu beziehen und dieses “Cannabis Flos” in Joints oder im Vaporizer zu inhalieren. International ist Cannabis Flos leider noch nicht sehr etabliert und wird vonseiten einiger Pharmakonzerne immer wieder in ein schlechtes Licht gestellt. Oft heißt es, man könne die gleichbleibende Qualität der Blüten nicht sicherstellen und auch auf den THC-Gehalt keinen Einfluss nehmen, was zu Komplikationen bei der Einnahme führen könne. Diese Argumente gehen meistens davon aus, dass man Cannabis überdosieren kann, was bei Patienten natürlich auf keinen Fall passieren soll. Dennoch ist diese Annahme falsch, denn die Darreichungsform in Form von Tropfen oder Sprays wie bei den derzeitigen erhältlichen Reinsubstanzen ist zwar gut dosierbar, entfaltet jedoch nie die Wirkung im Körper, wie es Cannabis Flos mit all seinen Bestandteilen tut.
Cannabis als Ausstiegsdroge
CultureSativa steht für die Cannabiskultur, und diese Kultur empfinden wir für einen guten und wichtigen Teil der Gesellschaft. Trotzdem muss gesagt werden: Cannabis ist weder völlig harmlos, noch ein Wundermittel für alles. Natürlich kann Cannabis, wie fast alles andere der Welt auch, missbraucht werden. Es muss jedoch mit anderen Substanzen verglichen werden, da Cannabis oft als Substitution für diese verwendet wird. Denn Cannabis ist anders. Anders als Bier, Koffein und Nikotin, ist Cannabis eine sehr vielseitige Pflanze, die verglichen mit anderen Substanzen ein weit geringeres Schadenspotenzial hat. Daher spielt auch immer öfter Cannabis als Ausstiegsdroge eine wichtige Rolle.
Obwohl es für einige kontraintuitiv klingen mag, haben Forscher Beweise gefunden, aus denen geschlossen werden kann, dass der Zugang zu Cannabis die Verschreibungen von Opioiden einschränken und Todesfälle durch falsch verschriebenen Schmerzmittel verhindert werden kann. Immer mehr Studien untersuchen das Thema aus verschiedenen Perspektiven und schließen mit ihren Ergebnissen die Lücken in unserem Wissen. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass “Marihuana” (Cannabis Sativa L.) immer öfter als Ersatz für Arzneimittel verwendet wird – insbesondere für verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Opiate.
Im Klartext heißt das: Cannabis ist keine Einstiegsdroge, sondern hilft Schmerzpatienten dabei, weniger Schmerzmittel einzunehmen! Es hilft auch Süchtigen, von harten Drogen wegzukommen, indem sie stattdessen Cannabis konsumieren. Auch ist es bemerkbar das in Ländern, in denen Cannabis legalisiert wurde, der Konsum von alkoholischen Getränken und anderen Drogen zurückgeht. Cannabis ist also für viele Leute eine Ausstiegsdroge. Es wird Zeit, dass sie als solche behandelt wird.
Ressourcen für Cannabis als Medizin
Für weitere Informationen zum Thema Cannabis als Medizin verweisen wir auf folgende Organisationen und Personen:
- Dr. Franjo Grotenhermen
- Dr. Kurt Blaas
- ARGE CANNA
- https://www.leafly.de / https://www.leafly.com
- diverse Patientengruppen auf Facebook
- http://www.cannabis-med.org/
Quellen:
https://books.google.at
https://en.wikipedia.org/wiki/Cannabinoid
https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.jnatprod.5b00949