Cannabis Sativa L. ist keine neue Pflanze. Die „Prohibition“ von Cannabis ist als Idee neu, verglichen zu der Zeitspanne in der wir Menschen schon auf der Erde wandeln. Auch wenn Prohibitionisten gerne von den Gefahren dieser Droge sprechen, wussten wir Menschen trotzdem bereits lange vor dem Verbot, wie wir mit dieser Pflanze sicher umgehen. Man muss wissen, dass Cannabis bereits vor Tausenden Jahren von Zivilisationen genutzt wurde. Es war einerseits als Heil- und andererseits als Nutzpflanze sehr beliebt. Tinkturen aus Cannabis waren bis ins 20. Jahrhundert in den westlichen Apotheken sehr beliebt. In Asien begründete sich die Ayurveda-Medizin unter anderem auf Charas – einer Haschart aus Indien. Cannabis Sativa und Cannabis Indica wurden weltweit angebaut, geerntet und verarbeitet. Sowohl Cannabinoide als auch Fasern, Samen und Wurzeln der Pflanzen dienten den Menschen über Jahrhunderte im Alltag, ermöglichten die Segelschifffahrt über das Meer und bot Millionen von Menschen Kleidung, Nahrung und Linderung von Leid und Stress. Bauern rauchten oft Knaster in ihren Pfeifen – getrocknete Hanfblüten oder Blätter – und sogar „Promis“ wie Shakespeare waren dem Kraut sehr zugetan. Man sieht also: Cannabis ist Teil der Menschheitsgeschichte – und das schon seit Jahrtausenden. Wir haben uns mit der Pflanze entwickelt – und die Pflanze sich mit uns.
Dieser Beitrag widmet sich dieser Entwicklung und Koexistenz von Mensch und Cannabis auf dem afrikanischen Kontinent. Nicht nur in Europa und Asien gibt und gab es eine rege Cannabiskultur, sondern auch in vielen Ländern Afrikas. Besonders interessant ist hier die Verwendung als traditionelles Heilmittel.
Präkolonialzeit
Der Cannabisanbau begann in Afrika, nachdem die Pflanze aus ihrer ursprünglichen Heimat auf dem Kontinent eingetroffen war. Es wird vermutet, dass Nomadenstämme die Samen der Cannabispflanze aus Asien über die heutigen arabischen Staaten auf den afrikanischen Kontinent brachten und der Pflanze so bei ihrer Verbreitung halfen. Dieser Austausch und die damit stattfindende Verwendung von Cannabis vor über 1000 Jahren, zeigen, dass Cannabis auch in Afrika bereits vor Jahrhunderten genutzt wurde, lange bevor es verboten wurde. Leider sind nur mehr sehr wenige Artefakte aus dieser Zeit erhalten, doch was sicher ist, ist, dass sich die Cannabispflanze von Stamm zu Stamm über ganz Afrika ausbreitete. Viele Stämme nutzten Cannabis in ihren Ritualen und Zeremonien und auch die berauschende Wirkung der Pflanze war bald kein Geheimnis mehr. So konsumierten verschiedene afrikanische Kulturen Cannabis auf unterschiedliche Art und Weise, obwohl es letztendlich oft als gerauchte Droge geschätzt wurde. Natürlich wurde auch in Afrika Nutzhanf angebaut, doch aufgrund der klimatischen Bedingungen zählte die Pflanze dort nie zu den Cash-Crops. In Madagaskar wurden aus den Fasern der Pflanzen Stoffe gefertigt und in Mosambik fertigten die Menschen Tauwerk aus den Fasern der Hanfpflanzen, während sie die Blätter für Öle und Salben verwendeten.
Cannabis war also eine Drogenpflanze. Und die Menschen konsumierten es gerne. In Nordafrika begannen Schriftsteller im zwölften Jahrhundert n. Chr. mit der Beschreibung des psychoaktiven Konsums. Das nordafrikanische Wissen über den psychoaktiven Konsum geht auf den frühen Orient zurück, wo bis 1000 v. Chr. essbare Cannabisprodukte konsumiert wurden. Die historischen Cannabiskulturen in Ägypten und entlang des Roten Meeres entwickelten sich ähnlich zu den Cannabiskulturen des Orients, im Maghreb (Marokko, Algerien und Tunesien) waren die Kulturen hingegen noch ausgeprägter. Besonders die Kultur, die sich rund um „Haschisch“ entwickelten, führte zu weitläufigen Anbauflächen und einer weiten Verbreitung der Heilpflanze Cannabis. Haschisch wurde in der Vergangenheit vor allem aus dem Libanon, der Türkei und Griechenland importiert; die frühesten regionalen Belege für die lokale Haschischproduktion stammen aus dem Jahr 1921 in Ostalgerien. Bis in die 1970er Jahre produzierten nordafrikanische Bauern hauptsächlich Cannabis aus lokalen, einheimischen Sorten. Seit ein paar Jahrzehnten werden speziell Samen aus den Niederlanden und anderen Teilen der Welt importiert, um höhere THC-Werte zu produzieren.
Cannabis in der Kolonialzeit
Wir haben bereits darüber berichtet, dass die Segelschifffahrten nur dank Hanf und Hanfstoffen möglich waren, da die Segel sonst wohl nicht so langen Reisen standgehalten hätten. In Afrika begann die Zeit der Kolonialherrschaft vor allem in den 1870er bis 1890er Jahren. Cannabis war unter den Kolonialregierungen zunächst legal, wurde aber 1925 weitgehend verboten, als es auf der Genfer Opiumkonferenz der internationalen Kontrolle unterstellt wurde. Trotz der Kontrolle durch die Konferenz wurde Cannabis auch weiterhin illegal angebaut, gehandelt und verwendet. Eine Ausnahme vom Verbot von Cannabis waren die Cannabismonopole Marokkos und Tunesiens, die bis in die 1950er Jahre fortbestanden. Diese Monopole brachten der Regierung beträchtliche Einnahmen, während der Handel in Angola, São Tomé, Gabun, Mosambik und Südafrika für die Kolonialstaaten nicht lukrativ genug war, um die Verabschiedung prohibitionistischer Gesetze zu verhindern. So kam es, wie es kommen musste – und Cannabis wurde 1961 auf Geheiß der Vereinten Nationen verboten.
Neuer Wind in Afrika – It smells like Cannabis
Seit den 1961 Jahren hat sich unsere Welt komplett verändert. Die Gesetze aus der Kolonialzeit sind in keinster Weise mehr zeitgerecht und sollten daher als obsolet anzusehen sein, dennoch gilt die Single Convention on Drugs. Doch in Afrika gibt es, genau wie in vielen anderen Teilen der Welt, einen neuen Trend, der hin zu einer Cannabislegalisierung führt. Das ist auch nicht verwunderlich, wo doch auf dem afrikanischen Kontinent einige der konsumstärksten Länder der Welt liegen, wenn es um den Cannabiskonsum geht. So wird zum Beispiel in Nigerien so viel Cannabis verbraucht, wie sonst in keinem anderen Land der Welt. In Südafrika gab es einen richtungsweisenden Verfassungsgerichtsentscheid, der den Anbau von Cannabis für den Eigengebrauch dekriminalisierte, in anderen Staaten wie Zimbabwe wurde medizinisches Cannabis legalisiert. In den Staaten mit legalem Cannabis als Medizin gibt es ebenfalls Projekte, um Cannabis anzubauen und dieses in andere Länder zu exportieren, um so die Wirtschaft anzukurbeln. Man sieht also: Ein neuer Wind weht durch Afrika. Es wird dort mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren noch sehr spannend bleiben.
Quellen:
https://merryjane.com/news/nigerians-smoke-the-most-weed-on-earth-spend-over-dollar15-billion-on-pot-annually
https://journals.openedition.org/echogeo/17599
http://druglibrary.org/schaffer/hemp/history/first12000/7.htm