Rauschsubstanz, Medizin und Nutzpflanze – Kaum eine andere Pflanze auf unserer Erde kann mit Cannabis mithalten, wenn es um die Vielseitigkeit ihrer Einsetzbarkeit geht. Auch wenn die Pflanze durch die Prohibition ein Schattendasein führen musste, ist es heute einfach unmöglich, der Pflanze ihre Eigenschaften als Medizin und herausragenden Rohstoffproduzenten abzusprechen. Heute wird wieder viel geforscht, um zu sehen, was unsere Lieblingspflanze alles kann. Doch für Erkenntnisse muss man nicht unbedingt forschen und in die Zukunft blicken. Denn: Viel öfter finden sich geniale Verwendungen von Cannabis auf den Seiten von Geschichtsbüchern. Der Grund dafür ist einfach: Vor der Prohibition im 20. Jahrhundert was Cannabis Teil des Alltags in vielen Kulturen der damaligen Welt.
Wir wollen euch hier einige der historischen Einsatzgebiete der Cannabispflanze vorstellen, wie sie in den meisten Geschichtsbüchern meist nicht erwähnt werden.
Cannabis und Buchdruck
Wenn man an Cannabis denkt, dann denkt man nicht gleich an Papier, das ist uns klar. Aber das ist erst heute so! Bis vor einigen Jahrhunderten gab es kein Papier aus Holz, weswegen jegliches “Papier”, das für das Schreiben von Briefen oder dem Verfassen von Büchern benötigt wurde, aus anderen Naturfasern hergestellt wurde. Was in Ägypten der Papyrus war, das war in Europa der Hanf. Er wuchs schnell und hoch und war widerstandsfähig, produzierte aber dennoch sehr rasch lange Fasern, die für die Herstellung von Papier bestens geeignet waren. Die Kunst der Papierherstellung wurde von den Chinesen erfunden und perfektioniert und kam erst im Mittelalter nach Europa, und neben Hanffasern wurden auch alte Lumpen (die allerdings, wie wir wissen, oft ebenfalls aus Hanffasern bestanden) verwendet, um über den Prozess der Papierherstellung fertige Blätter beschreibbaren Papiers herzustellen. So kam es, dass sich Hanfpapier in Europa ebenfalls verbreitete und bald flächendeckend Einsatz fand. 1390 schließlich wurde in Nürnberg die erste Papiermühle eröffnet, die sich auf die Herstellung von Papier aus Hanf und Flachs verstand. (Anmerkung: Hanf und Flachs werden gerade in altdeutschen Texten oft synonym verwendet, auch wenn es sich eigentlich um zwei verschiedene Pflanzen handelt. Die Fasern ähneln sich in ihren Eigenschaften, daher die Verwirrung). Im Jahre 1455 schließlich wurde die Gutenberg Bibel, das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch der westlichen Welt, auf Hanfpapier gedruckt und wurde zu einer Legende, die auch heute noch im Schulfach Geschichte nicht fehlen darf.
Seefahrt
Wir haben bereits in anderen Beiträgen berichtet, dass Cannabis Sativa L. als Nutzpflanze besonders für ihre Fasern geliebt wurde. Die reißfesten, aber dennoch stabilen und robusten Fasern waren perfekt geeignet, um aus ihnen dicke Stoffbahnen zu nähen, die dann für Planen, Zeltdecken, Segel, Kleidung und vieles andere verwendet wurden. Besonders in der Schifffahrt schätzte man diesen Stoff sehr, da er reißfest war, flächendeckend verfügbar war und vielseitig verwendet werden konnte. Anders als beispielsweise Leinenstoffe, die bei Feuchtigkeit und peitschendem Wind einfach reißen konnten, waren Segel aus Hanfstoff auch in schwersten Gewittern in der Lage, den Gezeiten zu trotzen. Die Segel und Taue der 3 Schiffe, mit denen Christopher Kolumbus die neue Welt entdeckte, waren allesamt aus Hanf gefertigt! Auch die Segel der „Mayflower“, jenem Schiff, das die ersten Pilger nach Amerika brachte, waren aus Hanf gefertigt. Generell wird vermutet, dass ohne Cannabis und seine Fasern die Segelschifffahrt so nie stattgefunden hätte. Und auch abseits der Segel und Taue, Seile und Hängematten für die Besatzung wurde Cannabis auf den Schiffen verwendet. Die Hanffasern wurden oft einfach als Büschel mitgenommen, um im Falle eines Lecks dieses mit den Fasern zu stopfen. Um das Leck dicht zu bekommen, wurden die Hanffasern in Teer getunkt und dann in die leckende Stelle gepresst. Diese Prozedur nennt sich “kalfatern” und ist essenziell, um ein Schiff oder Boot wassertauglich zu bekommen. Ohne Hanf wären die Schiffe also vermutlich einfach gekentert. Das Hashmuseum schreibt dazu auf ihrer Seite: “Die Kleidung der Seeleute war nicht selten aus Hanf hergestellt und der Kapitän führte sein Logbuch auf Hanfpapier. Dank Lampen mit Hanföl konnte die Besatzung Unterdeck die (auf Hanfpapier gedruckte) Bibel lesen. Um einen Schiffbruch überleben zu können und sicherzustellen, dass Nahrung an Bord sein würde, nahm jedes Schiff tonnenweise Hanfsamen mit.”
Kunst
In Sachen Kunst gehen ja bekanntlich die Meinungen sehr schnell auseinander. Was für den einen Kunst ist, muss nicht auch für den anderen Kunst sein. Ähnlich wie bei der Cannabiskultur gibt es auch bei der Kunst eine eigene Kultur, die sich aus jenen zusammensetzt, die sich für Kunst interessiert. Für Außenstehende ist diese Kultur oft unbegreiflich und fremd, da man selbst ja kein Interesse an der Kunst hat, die diese Leute zusammenbringt. Umso interessanter also, dass es gerade im Bereich der Kunst auch eine starke Verbindung zu Cannabis gibt! Gemeint ist hier ausnahmsweise auch die Verwendung von Cannabis zu Rauschzwecken, um Inspiration zu sammeln und so neue Werke herzustellen. So hat beispielsweise der berühmte englische Dramatiker William Shakespeare scheinbar des Öfteren Cannabis in seiner Pfeife geraucht, wie archäologische Funde aus seinem Anwesen belegen. Aber auch in der neueren Geschichte spielt der Konsum von Cannabis in der Kunstszene eine große Rolle: DIe Jazz-Szene in Amerika war dafür bekannt, dem “Reefer” zugetan zu sein.
Aber damit genug des Exkurses in die Welt der Nutzung von Cannabis zu Rauschzwecken, denn Cannabis Sativa wurde vor allem auch wegen ihrer Fasern in der Kunst verwendet. Ob nun Tongefäße mit Hanffasern verziert oder verstärkt wurden oder aber Fasern zu einer Leinwand zusammengenäht wurden, Cannabis ist Teil der Kunst der Vergangenheit. Bis ins 19. Jahrhundert wurde Hanf mit seinen robusten und groben Fasern gerne zur Malerei verwendet. Der Stoff wurde – wie auch heute noch üblich – auf einen Keilrahmen aus Holz gespannt und teilweise zuvor noch mit einem Hammer bearbeitet, um die Knoten, die meist in handgewebten Stoffen zu finden sind, abzuflachen und so einen möglichst glatten Untergrund herzustellen.
Uniformen
Ein weiteres, oft vergessenes, Einsatzgebiet der Cannabispflanze war schon immer das Militär. Wie bereits erwähnt wurden die Schiffe (der Marine) mit Segeln aus Hanffasern ausgestattet und mit Tauen aus Hanf im Hafen angetaut, die Kleidung der Besatzung war oft aus Hanf und auch viele andere Dinge für den Alltag im Heer wurden aus der Pflanze hergestellt. Hanf war eben ein wichtiger Rohstoff, der im Alltag immer gebraucht wurde, weswegen die meisten Monarchen dafür sorgten, immer genug Nachschub parat zu haben. Hanf war also quasi überall. Daher ist es auch verständlich, dass einige der Uniformen der frühen Soldaten aus Hanffasern bestanden. Es ist jedoch schwer, genau zu sagen, welche Länder ihre Soldaten mit Hanfkleidung ausstatteten und wann diese damit begannen. Doch es ist dennoch sehr wahrscheinlich und wird auch in einigen Quellen berichtet, dass Hanf in den Uniformen vieler Tausender Soldaten eine wichtige Rolle spielte.
Das war nur ein erster Auszug aus der Welt der Einsatzgebiete von Cannabis Sativa L. Es gibt natürlich noch viele weitere Gebiete, in denen Cannabis erfolgreich eingesetzt werden kann – und in dem Cannabis auch in der Vergangenheit schon erfolgreich genutzt wurde. Wir müssen einfach nur aus der Vergangenheit lernen!
Quellen:
http://www.electricemperor.com/eecdrom/TEXT/TXTCH11.HTM
https://hashmuseum.com/de/sammlung/hanf-fur-die-schifffahrt
https://books.google.at/
https://www.hempshopper.com/en/19th-century/101-1807
https://books.google.at/