Cannabis Sativa L. ist keine neue Pflanze. Die „Prohibition“ von Cannabis ist als Idee neu, verglichen zu der Zeitspanne in der wir Menschen schon auf der Erde wandeln. Auch wenn Prohibitionisten gerne von den Gefahren dieser Droge sprechen, wussten wir Menschen trotzdem bereits lange vor dem Verbot, wie wir mit dieser Pflanze sicher umgehen. Man muss wissen, dass Cannabis bereits vor Tausenden Jahren von Zivilisationen genutzt wurde. Es war einerseits als Heil- und andererseits als Nutzpflanze sehr beliebt. Tinkturen aus Cannabis waren bis ins 20. Jahrhundert in den westlichen Apotheken sehr beliebt. In Asien begründete sich die Aryuveda-Medizin auf Charas – einer Haschart aus Indien. Cannabis Sativa und Cannabis Indica wurden weltweit angebaut, geerntet und verarbeitet. Sowohl Cannabinoide als auch Fasern, Samen und Wurzeln der Pflanzen dienten den Menschen über Jahrhunderte im Alltag, ermöglichten die Segelschifffahrt über das Meer und bot Millionen von Menschen Kleidung, Nahrung und Linderung von Leid und Stress. Bauern rauchten oft Knaster in ihren Pfeifen – getrocknete Hanfblüten oder Blätter – und sogar „Promis“ wie Shakespeare waren dem Kraut sehr zugetan. Man sieht also: Cannabis ist Teil der Menschheitsgeschichte – und das schon seit Jahrtausenden. Wir haben uns mit der Pflanze entwickelt – und die Pflanze sich mit uns.
Dieser Beitrag widmet sich dieser Entwicklung und Koexistenz von Mensch und Cannabis. Denn: Die Pflanze stammt aus dem fernen Asien, einem Land, das lange Zeit mystisch, unerforscht und fremd auf die meisten Europäer wirkte.
Die Entstehung von Cannabis
Wie wir in einem anderen Beitrag bereits berichtet haben, stammt die Ur-Cannabispflanze aus dem historischen Tibet, in der Nähe des Qinghai-Sees. Forscher hatten dazu versteinerte Pollen untersucht, um ein für alle Mal den historischen Ursprung der Pflanze zu bestimmen. Die Ergebnisse sind insofern interessant, als dass historische Dokumente aus diesem Gebiet ebenfalls auf die Nutzung von Cannabis schließen lassen, denn Asien, speziell die Region um China, ist bekannt für archäologische Funde, die den Cannabisgebrauch bestätigen und dokumentierten. Mehr dazu hier:https://culturesativa.eu/woher-kommt-cannabis-eigentlich/
Wissen über Cannabis
Die ersten solchen Spuren von Cannabis stammen aus dem China der Jungsteinzeit, etwa 3000 v. Chr. Der chinesische Kaiser Shen-Nung beschreibt etwa in einem um 2737 v. Chr. verfassten Buch über Drogen das „Hanfharz“ als Heilmittel gegen “weibliche Schwäche, Gicht, Rheuma, Malaria, Grippe & Ohnmacht”, so der damalige Wortlaut. Der Legende nach testete Shen-Nung Gifte und ihre Gegenmittel an sich selbst und stellte dann die medizinische Enzyklopädie „Pen Ts’ao“ zusammen. Die Pen Ts’ao listet Hunderte von Medikamenten auf, die aus pflanzlichen, tierischen und mineralischen Quellen stammen. Unter diesen Drogen ist auch die Pflanze Cannabis, auf chinesisch “ma”. Ma war ein einzigartiges Medikament, weil es sowohl weiblich, oder Yin, als auch männlich, oder Yang, war. Yin repräsentierte den schwachen, passiven und negativen weiblichen Einfluss in der Natur, während Yang die starke, aktive und positive männliche Kraft darstellte, so der damalige Wortlaut. Wenn Yin und Yang im Gleichgewicht waren, war der Körper in Harmonie und gesund. Wenn Yin und Yang aus dem Gleichgewicht waren, war der Körper in einem Zustand des Ungleichgewichts und krank. Die Chinesen erkannten, dass die weibliche Pflanze mehr Medizin produziert, und bauten sie anstelle der männlichen Pflanze an. Ma wurde verwendet, um Abwesenheiten von Yin zu behandeln, wie z.B.: Menstruationsbeschwerden, Gicht, Rheuma, Malaria, Beri-beri, Verstopfung und Geistesabwesenheit.
Weitere Hinweise sind im ältesten Werk der chinesischen medizinischen Literatur, dem „Nei-Ching“, enthalten, das von Kaiser Kwang-Ti persönlich geschrieben worden sein soll. Die Blüten (ma-p’o) wurden zur Behandlung offener Wunden, die Samen (ma-len) und das am Samen haftende Harz zur Stimulierung des Nervensystems verwendet. Die Samen (ma-jen) wurden außerdem zur Bekämpfung von Hautentzündungen eingesetzt und galten als Stärkungsmittel, Abführmittel, Diuretika und galten als hervorragend zur Entwurmung von Babys und Tieren. Das Hanfsamenöl (ma-yu) wurde als Tonikum für Haare und gegen Schwefelvergiftung verwendet, der frische Saft der Blätter wurde zur Heilung von Skorpionstichen und die Faser zur Herstellung von Korsagen und Stoffen verwendet.
In einem auf das Jahr 1500 v. Chr. zurückgehende Buch, dem „Rh-va“, wird Cannabis ebenfalls beschrieben, und es ist bekannt, dass 500 v. Chr. die Steuern mit vorher festgelegten Mengen Hanf bezahlt wurden. Einige Jahrhunderte später, um 220 v. Chr., wurde Cannabisharz mit Wein vermischt und als Anästhetikum mit dem Namen „ma-yo“ verwendet. Der chinesische Chirurg Hua T’o führte schmerzhafte Organentnahmen, Darmresektionen, Lendenschnitte und Brustschnitte durch, während der Patient mit diesem Gebräu betäubt wurde. Die Zeit hat nicht viele Spuren hinterlassen, doch es ist erstaunlich, wie genau die Menschen bereits vor so vielen Jahren von der Verwendung dieser Pflanze wussten.
Hanfpapier und Hanffasern
Einer allgemein anerkannten Überlieferung zufolge waren die Chinesen auch die ersten, die im ersten Jahrhundert n. Chr. Papier herstellten, und der Erfinder war ein gewisser Ts’ai Lun aus der Provinz Hunan, nördlich von Kanton. Die ältesten existierenden Papierdokumente sind buddhistische Texte aus dem zweiten und dritten Jahrhundert n. Chr., die im British Museum aufbewahrt werden. Eine Analyse dieser Texte zeigte, dass dieses Papier “eine Mischung aus Rinde und alten Textilien, hauptsächlich aus Hanf, ist”. Die Chinesen stellten Papier her, indem sie Hanffasern und Maulbeerbaumrinde zu einem Brei zerkleinerten und die Mischung in einen Wassertank füllten. Die verwickelten Fasern stiegen bis zur Wasseroberfläche auf, wurden entfernt und in eine Form gelegt. Nach dem Trocknen presste man die Fasern in „Blätter“, die man beschreiben konnte. Die Chinesen hielten die Papierherstellung viele Jahrhunderte lang geheim. Das Papier des ersten großformatigen gedruckten Buches, des „Dharani“-Buches, einem Gebetsbuch aus dem Jahr 700 n. Chr., besteht ebenfalls zu 100% aus Hanf. Komisch, dass man das so im Geschichtsunterricht nie mitbekommen hat. Die Chinesen setzten auch auf Hanf für die Kriegsführung. Aufgrund seiner Stärke und Haltbarkeit fertigten chinesische Bogenschützen Bogensehnen aus Hanf an. Da diese Bogensehnen aus Hanf stärker waren als die aus Bambus, konnten die chinesischen Pfeile weiter fliegen. Das war ein großer Vorteil im Krieg. Tatsächlich war Hanf so wichtig, dass die chinesischen Monarchen große Teile des Landes speziell für den Anbau von Hanf – dem ersten Kriegsrohstoff – zur Verfügung stellten.
Quellen:
https://www.psychologytoday.com/us/blog/the-teenage-mind/201105/history-cannabis-in-ancient-china
https://www.tltseeds.com/2019/01/05/cannabis-history-in-ancient-asia/
Abel, E.L. (1980). Marijuana, The First Twelve Thousand Years. New York: Plenum Press.